08.09.2020

Junge Kommunalpolitiker fordern 365€-Ticket im österreichischen 1-2-3-Modell

ÖPNV-Tarifreform soll finanzierbar und leistungsgerecht umgesetzt werden.

Junge Stadt- und Kreisräte aus ganz Mittelfranken trafen sich auf Einladung des Vorsitzenden der JU-Kreistagsfraktion Erlangen-Höchstadt Maximilian Stopfer in Erlangen, um eigene Ideen und gemeinsame Strategien zur Zukunft des VGN zu diskutieren. Größter Diskussionspunkt dabei: Das 365€-Ticket.

Zuletzt erlangte das Thema neue Dringlichkeit, nachdem die Stadt Nürnberg spätestens 2023 ein solches 365€-Ticket für alle einführen wird. Eine Nürnberger Insellösung passt jedoch nicht in das Tarifsystem des VGN, einzelne Verantwortliche sprachen bereits vom „Ende des VGN“. Dies wollen die jungen Christsozialen natürlich verhindern und trafen sich auch, um über mögliche Kompromisse zu sprechen. Der Nürnberger JU-Stadtrat Daniel Frank betonte: „Es ist für uns als Nürnberger natürlich wichtig, städteübergreifend und für die gesamte Region tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Nur so können wir die Verkehrsströme der Zukunft klimaschonend lenken und den ÖPNV noch attraktiver machen.“

Gerade mit Hinblick auf die Corona-gebeutelten Finanzen von Freistaat und Kommunen wird aber zu Realismus gemahnt: „Einmal 365€ für jede Fahrt von Haßberge bis Treuchtlingen ist unbezahlbar, unrealistisch und auch unnötig“, so der JU-Bezirksvorsitzende und Herzogenauracher Stadt- und Kreisrat Konrad Körner. Den jungen Kommunalpolitikern schwebt deswegen ein an die Metropolregion angepasstes Wiener Modell vor:

So soll es ein großzügiges Wabensystem im VGN-Gebiet geben: Eine Wabe sei dann mit Kosten von 365€ im Jahr verbunden. Der durchschnittliche Pendler brauche zwei bis drei dieser Waben, um vom Wohnort zum Arbeitsplatz zu gelangen und habe dann maximal 1095€ im Jahr zu zahlen. Teurer werde es aber nicht, ab der dritten Stufe sei das gesamte VGN-Gebiet im Preis enthalten. „Wir wollen mit dem 1-2-3-Ticket die gesamte Region mitnehmen und das Busfahren im Vergleich zum Auto noch attraktiver machen“, so der Fraktionsvorsitzende der JU im Kreistag Maximilian Stopfer. Dieser 1-2-3-Tarif (3x365€) werde in Österreich bereits eingeführt, um das Wiener 365€-Ticket auf das Umland zu erweitern. „Auf den meisten Strecken bei uns entspricht das einem Rabatt von über 50 Prozent. Das wäre die größte Preissenkung im ÖPNV aller Zeiten“, so Stopfer weiter.

Die JU betont aber, dass es auch für Gelegenheitsfahrer, die kein Abo abschließen wollen, attraktive und vor allem einfache Möglichkeiten geben müsse, den ÖPNV zu nutzen. Hierzu solle die vom VGN schon vorgeschlagene Möglichkeit einer einfachen kilometerbezogenen Abrechnung mit Kilometerrabatt (sog. Degressionsmodell) schnell umgesetzt werden. Langfristig könne so dann digital eine kostengünstige nutzenbezogene Abrechnung starre Einzelticket- und Abomodelle auch ablösen.



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