20.01.2020

Landwirtschaft im Landkreis

Eichstätt. Die Kreistagskandidaten der Jungen Union informierten sich auf dem Hof der Familie Pröll aus Landershofen über die Landwirtschaft und die Herausforderungen, denen sich die Landwirte derzeit gegenüber sehen. Ein Höhepunkt war dabei die „Gülleveredelungsanlage“.

Auf dem ersten Blick wirkt der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Pröll wie aus dem Bilderbuch. Ein Hund bewacht den Hof, landwirtschaftliches Gerät und ein Bulldog stehen parat, man hört die Kühe von weitem. Tatsächlich passen auch Klaus Pröll und Juniorchef Martin, die die Kreistagskandidaten der Jungen Union durch den Hof führen, in dieses Bild. Zu jeder der ca. 100 Kühe, die auf dem Hof der Prölls Platz finden, kennen sie die Lebensgeschichte: Name, Alter, Herkunft und Zuchtgeschichte, Gewicht, Krankheiten, Milchleistung. Man spürt, dass den Landwirten das Wohlergehen ihrer Tiere wichtig ist

Doch nachdem Martin Pröll die grundlegenden Fakten zum Hof dargelegt hat, wird schnell klar, dass es sich um keine Bilderbuch-Idylle handelt. Denn die Prölls haben, wie viele andere Landwirte auch, mit einer Vielzahl von Herausforderungen zu kämpfen.

Dies fängt beim schlechten Image der Bauern in der Bevölkerung an. Teils sei dies „selbstverschuldet“ wie Klaus Pröll erklärt: „Wenn man Samstagnachmittag in der Nähe von Wohngebieten Gülle fährt, muss man sich nicht wundern, dass die Leute sauer sind.“ Diese würden sich zu Recht auf ihr Wochenende freuen und wollen „in Ruhe auf der Terrasse ihren Kaffee trinken“.

Doch in anderen Bereichen sieht man sich zu Unrecht in der Kritik. Dies fängt bei der Düngeverordnung an: „Wir wissen genau, wie viel Dünger unsere Pflanzen brauchen“, führt Martin Pröll aus. Die Annahme, man würde achtlos düngen, hält er für abwegig. Dies sei schließlich mit Kosten und zeitlichem Aufwand verbunden.

Ähnlich kritisch sieht er die Neuregelung bei den Gewässerrandstreifen. In Folge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ dürfen diese auf einer Breite von fünf Metern nicht mehr ackerbaulich genutzt werden. „Natürlich muss man Gewässer vor dem Eintrag von Gülle und Dünger schützen. Doch gerade für die kleinstrukturierte Landwirtschaft ist diese starre Regelung existenzgefährdend“, erklärt der Junior, der selbst auf der Kreistagsliste der JU kandidiert.

Eine weitere Schwierigkeit sei, dass die Unterstützung der verschiedenen Ämter bei Problemen und Anliegen der Bauern oft nur eingeschränkt möglich ist, da die gesetzlichen Vorgaben den Spielraum sehr begrenzen.

In diesem Bereich sehen die Kreistagskandidaten der Jungen Union Potential für Verbesserungen. Zwar seien viele der aufgeführten Probleme nur durch geändertes Verbraucherverhalten oder auf Landes- bzw. Bundesebene zu lösen. Doch auf Kreiseben könne man den Dialog zwischen Ämtern und Landwirten fördern und auf die Bedürfnisse der Bauern aufmerksam machen. Außerdem will man dafür werben, bürokratische Vorschriften großzügig auszulegen. Der Kreistag sei dafür „genau das richtige Gremium“, wie es Jakob Mosandl ausdrückte.

Zum Schluss begutachteten die JUler die hofeigene Biogasanalage. Diese verarbeitet die auf dem Hof anfallende Gülle und liefert 47 Kilowatt Strom pro Stunde. Im Anschluss hat die Gülle einen höheren Stickstoffgehalt und riecht weniger streng, da vor allem das geruchsintensive Gas Methan verarbeitet wird. Kein Wunder also, dass Klaus Pröll die Anlage scherzhaft „Gülleveredelungsanlage“ nennt.

Doch auch bei der Nutzung der Abfallstoffe, die in der Landwirtschaft anfallen, gibt es hohe Hürden. Der Seniorchef beklagt vor allem die enormen baurechtlichen Vorgaben für die Biogasanalgen. Noch schlimmer sei aber, dass sich diese laufend ändern. Deswegen fehlt den Bauern die Planungssicherheit bei Investitionen in diesem Bereich. Klaus Pröll geht noch einen Schritt weiter und stellt den Bezug zur Energiewende her: Statt die dezentrale Energiegewinnung auf dem Land zu fördern, baut man Trassen, um Bayern mit Strom aus Norddeutschland zu versorgen.

Diese Kritik konnten die Mitglieder der Jungen Union nur zu gut nachvollziehen und zeigten sich begeistert von den Möglichkeiten der dezentralen Energiegewinnung. Denn so bleibt auch die Wertschöpfung in der Region. Folglich will man sich im Kreistag nicht nur für mehr Verständnis für die Landwirtschaft, sondern auch für die einfachere Umsetzung solcher Projekte einsetzen. Und wer weiß – sollte die Umsetzung dieser Vorhaben gelingen, klappt es vielleicht doch noch mit dem Bilderbuch-Bauernhof.



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