29.01.2022

Wir können so erfolgreich sein, wenn wir nur unsere Stärken ausspielen“

Manfred Weber zu Gast bei der Jungen Union

Die Kreisverbände der Jungen Union (JU) in der Region 18 starteten das Jahr mit einem digitalen „Kick off“ und luden sich mit Manfred Weber einen hochkarätigen Gast ein, der in seinem Impulsvortrag auf die derzeit wichtigsten europapolitischen Fragen und die Lage der CSU einging.

Da die traditionelle Klausurtagung auf der Fraueninsel erneut der der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, entschieden sich die JU-Verbände im Südosten Oberbayerns dazu, erneut auf ein virtuelles Format auszuweichen. Da es 2022 für die CSU vor allem darum gehen wird, sich für die Landtagswahlen im kommenden Jahr gut aufzustellen, wurde der CSU-Parteivize und Europapolitiker Manfred Weber zu einem Impulsvortrag mit anschließender Diskussion eingeladen. Dieser kam der Einladung gerne nach, da er seine Klausurtagungen in der Region als JU-Landesvorsitzender noch in bester Erinnerung hat.

Nach einer Begrüßung durch den JU-Vorsitzenden aus dem Landkreis Rosenheim, Matthias Eggerl, begann Weber seine Ausführung mit dem derzeit brennendsten Thema auf europäischer Ebene, dem schwelenden Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, der sich immer mehr zuspitzt. „Hier gehen die Agressionen und Provokationen ganz klar von russischer Seite aus“, sagte Weber und kritisierte in diesem Zusammenhang Altkanzler Schröder, der der Ukraine „Säbelrasseln“ vorwarf. „Von solchen Äußerungen sollte sich die SPD schnellstens distanzieren“, forderte Weber. Er zeigte sich zudem enttäuscht von der Bundesregierung: „Mit der Entscheidung, 5000 Helme in die Ukraine zu schicken und das noch als starkes Signal zu feiern, macht sich Deutschland zum Gespött in der ganzen Welt.“ Es gehe um nicht mehr und nicht weniger als um den Frieden in Europa, auch Kanzler Scholz dürfe sich hier nicht wegducken, sondern müsse Stellung beziehen.

Weiter beschäftige die EU gerade die Frage, wie eine klimafreundliche Energiegewinnung der Zukunft aussehen kann. Deutschland habe sich entschieden, einen Weg ohne Kohle und Atomkraft zu gehen, das sei eine mögliche Lösung. „Aber andere Länder gehen andere Wege und dies haben wir in Deutschland zu akzeptieren, wir dürfen hier nicht oberlehrerhaft auftreten“, sagte Weber zur Einstufung von Atomstrom als förderwürdige „grüne“ Energieform. „Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, dann darf auch das kein Tabu sein, zudem wir aufgrund des angespannten Verhältnisses zu Russland uns nicht nur auf das Gas verlassen können.“

Im dritten Teil seiner Rede ging Weber auf die Lage der CSU eineinhalb Jahre vor der Landtagswahl ein. Für die CSU gehe es um die Frage, ob sie weiter Regierungspartei bleiben kann. Sollte eine Koalition gegen die CSU möglich sein, so werde diese auch zustande kommen, ist Weber überzeugt. Es gelte daher, jetzt alle Gräben innerhalb der Partei zuzuschütten und die Erfolge voranzustellen. Insbesondere sollte München nicht nur als Gegenspieler der Ampel in Berlin wahrgenommen werden, sondern vor allem mit eigenen Ideen punkten.

Damit leitete Michael Mitterer, JU-Chef in Altötting, in die Diskussion über. Zahlreiche Fragen wurden angemeldet. Christoph Treiner aus Traunstein griff etwa den letzten Punkt auf, eigene Impulse zu setzen und forderte, die Staatsregierung möge als Reaktion auf den Förderstopp für energetische Sanierungen ein eigenes Programm auflegen. Isabella Ritter aus dem Landkreis Rosenheim interessierte sich für das Selbstverständnis der Europäischen Volkspartei, zu der auch CDU und CSU gehören. Weber meinte hierzu, dass der Verlust der Kanzlerschaft in Deutschland ein herber Schlag für die EVP gewesen sei. Diese stelle jetzt nur noch fünf von 27 Regierungschefs in Europa. „Wir müssen vor allem innerhalb der EVP wieder enger zusammenarbeiten. Als Volkspartei haben wir eigentlich eine unglaubliche Schlagkraft, die wir nur auszuspielen müssen.“ Weitere Fragen drehten sich um die europaweit unterschiedliche Corona-Politik, die Zukunft des Individualverkehrs und die Finanzpolitik in der EU.

Die Mühldorfer JU-Vorsitzende Sophie Sontag-Lohmayer bedankte sich im Namen aller Kreisverbände bei Manfred Weber für seine Zeit und überreichte ihm symbolisch einen Bierkrug verbunden mit dem Wunsch, bald auch persönlich anstoßen zu können.

Hannah Lotze, die Kreisvorsitzende aus dem Berchtesgadener Land übernahm schließlich den zweiten Teil der Veranstaltung, in dem intern über die künftige Parteiarbeit und einzelne inhaltliche Fragen diskutiert wurde. Hier konnte die JU auch ihren Bezirksvorsitzenden Josef Rohrmoser begrüßen, der sich spontan zuschaltete. Die JUler sind sich einig, dass die CSU nur dann erfolgreich sein wird, wenn sie sich auf ihre Kernkompetenzen besinnt und mit einem guten Team in die Landtagswahl geht. Personaldiskussionen sind ebenso unangebracht wie Fundamentalopposition in Berlin.



2022-01-29-kick-off.jpg
2022-01-29-kick-off-02.jpg
2022-01-29-kick-off-03.jpg