24.11.2021

Fingerspitzengefühl statt Holzhammer

Junge Union BGL trifft sich mit Laufner Gastronomen zur Corona-Lage

Laufen – Wie geht es eigentlich den Disco-Betreibern in der Region? Diese Frage stellte sich die Junge Union im Berchtesgadener Land und traf sich daher mit den Inhabern des Frechdax in Laufen, Andreas und Angela Praznik, die auch das daneben liegende Bistro betreiben. Die beiden Gastronomen erzählten von allerhand Problemen und Schwierigkeiten, die sich während des Lockdowns aufgetan haben.

In vielen Dingen sei die Corona-Politik viel zu sprunghaft und chaotisch gewesen, man konnte sich auf nichts mehr verlassen. Lockerungen oder Verschärfungen der Maßnahmen etwa wurden oft viel zu spät angekündigt. „Da erfährst du aus dem Radio, wann du auf- und zusperren kannst, da gab es überhaupt keine Planungssicherheit“, erzählte das Ehepaar Praznik. Gerade die Einführung der 3Gplus- bzw. 2G-Regel für Diskotheken und Bars sei verheerend gewesen. In der letzten Woche als das „Frechdax“ noch geöffnet war, seien 1/3 weniger Leute gekommen. „Das rechnet sich natürlich nicht mehr, ein absolutes Draufzahlgeschäft ist das dann.“

Auch im ersten Lockdown hatten die Wirtsleute schon zu kämpfen. Sehr schwierig sei es gewesen, die Soforthilfe zu bekommen. Allein die Steuerberaterkosten dafür seien immens gewesen. Warum man die Soforthilfen nicht übers Finanzamt berechnet, wollte Andreas Praznik wissen, die hätten alle Daten. Hier liegt das Problem wohl in den unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Bund und Land. Außerdem sei die sog. „Novemberhilfe“ erst im April angekommen. „Da muss man vorher schon gut gewirtschaftet haben, um sein Geschäft halten zu können“, so Praznik.. Auch die Junge Union sieht hier Handlungsbedarf.

Immerhin seien in dieser Zeit die Speisen zum Mitnehmen gut angenommen worden, womit der Ausfall zumindest etwas kompensiert werden konnte. Was aber den Unternehmern sauer aufstieß, ist, dass es aus haftungsrechtlichen Gründen nicht möglich war, Getränke, die nicht verbraucht wurden, zu verschenken. Mehrere tausend Liter mussten daher weg geschüttet werden.

Im Sommer dachte die Familie dann, wie wahrscheinlich viele, dass nun das Schlimmste überstanden sei, ein weiterer Lockdown komme nicht mehr. Angela Praznik verweist auf die Terrasse, die sie mit viel Mühe renoviert haben und die im Winter als Weihnachtsterrasse fungieren sollte, mit Lichtern, Glühweinausschank und passender Musik. „So viel Geld und Zeit haben wir investiert und unsere Erspanisse aufgezehrt, dafür dass wir jetzt wieder zusperren müssen. Das kann doch nicht sein!“, schimpft sie. Ihr Mann pflichtet ihr bei: „Für die Schließung der Clubs kann man noch ein gewisses Verständnis aufbringen, hier ist Abstand halten einfach nicht so gut möglich. Aber in der Gastronomie haben wir alle nötigen Vorkehrungen getroffen und trotzdem sind wir wieder die Ersten, die schließen müssen.“

„Mehr Fingerspitzengefühl statt Holzhammer müsste hier die Divise sein“, sagt Hannah Lotze, Kreisvorsitzende der Jungen Union dazu. Und Stellvertreter Alexander Wimmer fügt an: „Es ist schon sehr hart, wie hier mit der Gastronomie umgegangen wird, besonders bei uns im Berchtesgadener Land.“

Die Zukunft in der gesamten Branche sei ungewiss. Eine große Herausforderung sei es, Personal zu finden, denn viele haben sich umorientiert, seien etwa in den Einzelhandel gegangen. Daher sei aber gerade jetzt wegen der erhöhten Auflagen ein Mehrbedarf an Personal da, bei Tanzveranstaltungen in der Disco braucht es doppelt so viele Sicherheitskräfte, um nicht nur Ausweise, sondern auch Impfzertifikate kontrollieren zu können. Und gerade im Grenzbereich sei es so, dass sich das Personal ebenso wie die Kundschaft dorthin orientiert, wo gerade die Regeln lockerer seien. Eine bessere Abstimmung mit der Regierung in Österreich sei hier von Nöten, meint die Familie Praznik. Die Junge Union im Berchtesgadener Land kann dem nur zustimmen, die Lockdowns auf beiden Seiten der Grenze haben stets für viel Verwirrung gesorgt.

Auch kleinere Widersprüche und Unstimmigkeiten in der Gesetzeslage tragen nach Ansicht der Wirte nicht gerade zum Verständnis für die Maßnahmen bei. „Warum dürfen unsere Küchenhilfen zwar miteinander die Speisen zubereiten, aber nach Feierabend im gleichen Lokal nicht noch schnell ein Bier miteinander trinken?“, fragt Angela Praznik.

Die Junge Union verspricht, dass sie sich solchen und ähnlichen Fragen annehmen wird und ist dazu bereits im Austausch mit Staatsministerin Michaela Kaniber, die ebenfalls stets ein offenes Ohr hat und versuchen wird, das ein oder andere Problem zu lösen.



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