03.03.2021

Ortsverband richtet Forderungen an Bayerischen Kultusminister

Die Resolution der JU BGL Süd im Wortlaut

Unser Ortsverband der JU Berchtesgadener Land Süd richtet sich mit einer Resolution an den Bayerischen Kultusminister Michael Piazolo. Die JU-Vertreter übergaben das entsprechende Papier an die heimische Stimmkreisabgeordnete Michaela Kaniber, die dieses dann ihrem Kabinettskollegen überreichen wird. Die Resolution lautet im Wortlaut wie folgt:

Sehr geehrter Herr StM Prof. Dr. Piazolo,
die Corona-Pandemie begleitet uns schon seit einem Jahr und fordert auch Schülerinnen und Schüler fortwährend heraus. Wir alle hoffen auf ein baldiges Ende der Einschränkungen und es besteht glücklicherweise seitens der Bayerischen Staatsregierung mittlerweile auch eine Perspektive zur Öffnung der Schulen.
Jedoch ist vom Kultusministerium immer noch keine strukturierte Vorgehensweise mit Blick auf alle Betroffenen ersichtlich. Die Probleme der Schulen, die einen Handlungsbedarf vonseiten des Ministeriums
erfordern, sollten spätestens seit dem ersten Lockdown offensichtlich sein, Stichwort: Digitalisierung. Die Sommermonate 2020, in denen die Pandemie ruhte und in denen man Konzepte, auch für eine zweite Welle, ausarbeiten hätte können, wurden aber leider verschlafen.
So rutschte man unvorbereitet in den zweiten Lockdown, der bei uns im Landkreis Berchtesgadener Land mit der kompletten Schließung aller Schulen seinen Anfang nahm. Die Verantwortung wird vom Ministerium seit Monaten zum einen auf die Schulen abgewälzt, zum anderen sind diese oft Opfer der kurzfristigen Maßnahmen, was effektiv zu suboptimalen Ergebnissen führt. Und trotzdem muss auch dieses außegewöhnliche Schuljahr zu einem guten und erfolgreichen Ende für alle Beteiligten gebracht werden, auch, wenn uns die Pandemie noch längere Zeit begleiten wird.

Im Lichte dieser aufgezeigten Problematiken fordern wir als Beitrag zur Lösung von Ihnen als Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus und Ihrem Ministerium:

1. Frühzeitig kommunizieren. Obwohl sich die pandemische Lage rasch ändern kann – das wird sie auch weiterhin tun – können dennoch unterschiedliche Szenarien in der Vorausplanung berücksichtigt werden. Wir fordern, Maßnahmen, die die Schulfamilie unmittelbar betreffen, mit einer ausreichend großen Vorlaufzeit anzukündigen, um genug Gelegenheit zu geben, Vorbereitungen zu treffen und sich auf die neue Situation einzustellen. Dazu ist eine langfristige Strategie nötig, die auch für eventuelle Hotspots oder sogar steigende Infektionszahlen Lösungen parat hält, um gerechte Bedingungen für alle Abschlussklassen zu ermöglichen.

2. Schnelltests anschaffen. Kostenfreie Schnelltests sind ein Weg, mit der Pandemie zu leben, da so Ansteckungen an Schulen und ein Rückfall zum Distanzunterricht verhindert werden können. Die Anschaffung dieser Tests in großer Zahl hat oberste Priorität und Eile, um damit möglichst bald eine Teststrategie an Schulen konsequent umsetzen zu können, die dauerhaft wieder Präsenzunterricht ermöglicht.

3. Unterschiedliche Bedingungen berücksichtigen. Die Abschlussprüfungen müssen unter gerechten Bedingungen für alle Schülerinnen und Schüler in Bayern stattfinden können, obwohl die Vorbereitungen darauf in den letzten Monaten von unterschiedlicher Qualität geprägt waren. Das Berchtesgadener Land hatte den längsten Lockdown zu erleiden, womit auch regulärer Unterricht am längsten nicht möglich war, zudem liefert die exponierte Grenzlage zu Österreich ein weiterhin großes Risiko für hohe Inzidenzen. Daher muss der Leistungsstand regional differenziert bewertet und die Prüfungen danach ausgerichtet werden. Als primäre Maßnahme schlagen wir die frühzeitige Verlegung von Abschlussprüfungen noch weiter in den Sommer hinein vor. Wir sind Ihrer Meinung, dass die Prüfungen unter allen Umständen auf dem hohen bayerischen Niveau der Vorjahre bleiben müssen, wie am 26.02. in der Lokalpresse zu lesen war. Es muss verhindert werden, dass ein „Corona-Abschluss“ in letzter Konsequenz weniger wert ist.

4. Haupt- und Prüfungsfächer priorisieren. Wenn der Schulbetrieb nur eingeschränkt möglich ist, muss der Fokus auf den für die grundlegende Bildung zentralen Fächern liegen. Dies betrifft auch die Prüfungsfächer für Abschlussklassen, die unter den sich ändernden Bedingungen einen klaren Kompass für die wesentlichen Lerninhalte brauchen. Trotz der schwierigen Umstände müssen unsere Schülerinnen und Schüler in bestmöglicher Weise auf Beruf oder Studium vorbereitet sein.

5. Leihgeräte besser nutzen. Bereits zahlreich vorhandene neue Endgeräte, die kostspielig in der Anschaffung waren, werden oft nicht abgerufen, obwohl Bedarf bestünde. Hier müssen Angebote besser und offener kommuniziert werden und einfache Möglichkeiten geschaffen werden, dass Schülerinnen und Schüler diese unbürokratisch erhalten können.

Wir erwarten eine baldige Umsetzung unserer Forderungen zum Wohl aller Schülerinnen und Schüler in Bayern und im Berchtesgadener Land. Unsere Belastung wird im öffentlichen Diskurs oft unterschätzt. Wir hoffen, dass alle Abschlussklassen ihre Prüfungen unter fairen Bedingungen schreiben können und dass in naher Zukunft wieder Normalität an den Schulen einkehrt. Dafür tragen Sie als Bayerischer Kultusminister mit Ihrem Ministerium die Verantwortung.

Im Namen der Mitglieder der JU Berchtesgadener Land Süd und mit freundlichen Grüßen

Alexander Wimmer
Ortsvorsitzender



2021-03-02-resolution-kultusminister.jpg