Erstmals nach der Pleite bei der Bundestagswahl kommen Vertreter der JU-Basis zu einer großen Versammlung zusammen: Am Freitagnachmittag begann in Erlangen die dreitägige Landesversammlung der Jungen Union (JU). Diese begann mit einem Paukenschlag, als die Mitteilung an die Delegierten und Gäste durchdrang, dass sowohl Horst Seehofer als auch Generalsekretär Andreas Scheuer den Parteitag nicht besuchen werden.
Nicht nur bei der JU-Basis sorgte das für Unmut, auch der Landesvorsitzender Dr. Hans Reichardt sprach von einem sehr unüblichen Vorgang, dass sich ein Parteivorsitzender nicht den Fragen der JU stelle. „Wenn ein Parteivorsitzender kein Interesse daran zeigt, sich der Diskussion mit der eigenen Jugendpartei zu stellen, sagt dies viel über seine Wertschätzung gegenüber denen aus, die sich über Wochen hinweg als Stützpfeiler des CSU-Wahlkampfs erwiesen haben“, so der Marktredwitzer JU-Vorsitzende Florian Fischer. Trotz der derzeit laufenden Sondierungsgespräche gab es viel Besuch auf der Landesversammlung der Jungen Union. Neben dem stellvertretenden CSU Vorsitzenden und Vorsitzenden der Fraktion der Europäischen Volksparteien im Europaparlament Manfred Weber, Finanzminister Dr. Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann waren auch zahlreiche weitere Mandatsträger der CSU vor Ort, um an der Basis einen Eindruck von der derzeitigen Stimmung zu bekommen. Diskutieren, streiten und neue Ideen sammeln - so wird die Zusammenkunft der Jungen Union Bayern in der Pressemitteilung der Jungen Union im Landkreis Wunsiedel beschrieben.
Unter den über 300 Delegierten, Gästen und Journalisten waren in diesem Jahr auch neun JU-Mitglieder aus dem Landkreis Wunsiedel. „Selbst aktiv zu werden und zu gestalten wird für junge Menschen immer wichtiger,“ betont Frank-Robert Kilian. Dies sehe man auch an den vielen Gästen aus dem Landkreis Wunsiedel. Zu Beginn ihres Parteitags standen Wahlen an bei der mit rund 25.000 Mitgliedern größten Jugendpartei Bayerns. Im Amt bestätigt wurde der Landesvorsitzende der Jungen Union Dr. Hans Reichhardt mit 96 %. In seiner Rede bedauerte der wiedergewählte Landesvorsitzende, die Bundestagswahl sei vor allem zu Lasten der jungen Kandidaten und Abgeordneten gegangen. Der scheidende stellvertretende Landesvorsitzende und Landrat von Traunstein Sigfried Walch betonte, die Junge Union sei immer nur Mittel zum Zweck, um das Beste für Bayern zu erreichen. Die Wahlen hatten auch tolle Ergebnisse für den Kreisverband Wunsiedel parat; so wurde Kreisrat Stefan Brodmerkel zum Delegierten und Kreisvorsitzender Frank-Robert Kilian zum Ersatzdelegierten für den Bundesparteitag der Jungen Union gewählt. Und auch über die Landkreisgrenzen hinaus gab es Grund zur Freude: Der Bayreuther Kreisrat Markus Täuber ist als stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union nominiert und Nicole Kaiser aus dem Kreisverband Kulmbach ist erneut mit dem besten Ergebnis zur Beisitzerin in den Landesvorstand gewählt worden. „Die Junge Union startet mit einem starken Team in die nächsten 2 Jahre, in denen wir als JU uns einbringen werden um gute Ideen für Bayern, Deutschland und Europa voranzubringen“, so die frisch gewählte Nicole Kaiser.
Wie der Kreisvorsitzende der Jungen Union Frank-Robert Kilian betont gehe es an diesem Wochenende darum, sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Diesem Motto folgte auch die JU Bayern mit dem Leitantrag „Bayern 2030 – Weichen stellen für die Zukunft“. Damit machte die Junge Union klar, dass man sich mit einer Verwaltung des Wohlstands nicht zufriedengibt. Das Papier behandelt die Bereiche Gründungskultur, Arbeitswelt, Demographischer Wandel, Mobilität, Wissenschaft und Handel. „Der Wandel in der Arbeitswelt durch die rasante Entwicklung in der Informationstechnologie stellt uns vor große Aufgaben“, betonte in diesem Zusammenhang Stefan Brodmerkel. Weiter sagte er: „Arbeitsplätze vor allem in der Fertigung werden weiter weniger werden und gleichzeitig werde neue im Bereich „Digitales“ entstehen. Dabei dürfen wir die Menschen nicht im Regen stehen lassen, sondern müssen ihnen Perspektiven und Möglichkeiten zeigen, die Zukunft bietet.“Neben dem Leitantrag wurden auch diverse weitere Anträge behandelt, diese reichen von der Forderung, die Schulinterne Lehrerfortbildung zu stärken, über Maßnahmen zur besseren Gestaltung von Rettungsassen bis hin zur Schließung der Mittelmeerroute durch Soforthilfe vor Ort.
Darüber hinaus wurde die Erlanger Erklärung verabschiedet. Darin wurde die Entlastung von Familien und Maßnahmen zur Rentensicherung und die Forderung nach jüngeren Köpfen in der CSU beschlossen. Auf Antrag diverser Delegierter wurde in die Erlanger Erklärung zudem ein Absatz eingefügt, der die Forderung nach jungen Köpfen konkretisierte. Darin heißt es, die CSU brauche einen personellen Neuanfang. Horst Seehofer habe zweifellos viele Verdienste für Bayern und die Bundesrepublik erworben, dennoch müsse jetzt der Weg für einen geordneten Übergang freigemacht werden. Dass dieser Antrag hohe Wellen schlage sei kein Problem, meinte Frank-Robert Kilian: „Es war schon immer eine der großen Stärken der Jungen Union, dass sie es sich auch traue Themen anzusprechen und Meinungen klar zu kommunizieren.“