03.11.2020

Junge Union Berchtesgadener Land kritisiert Corona-Politik

Jungpolitikern gehen pauschale Maßnahmen zu weit – Corona trotz allem nicht unterschätzen

Berchtesgadener Land – Der Kreisverband der Jungen Union (JU) im Berchtesgadener Land äußert Unverständnis über Teile der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Sowohl im Berchtesgadener Land als auch bayernweit gingen die Maßnahmen zu weit.

Kreisvorsitzender Maximilian Lederer aus Saaldorf-Surheim sieht die Verhältnismäßigkeit stellvertretend für die junge Generation nicht mehr gegeben. „Nicht nur die Jungen verstehen die Einschränkungen nicht mehr. Das Unverständnis erstreckt sich mittlerweile über alle Altersgruppen.“ Insbesondere seien die Schließungen in einigen Branchen, beispielsweise in Hotellerie und Gastronomie, völlig überzogen. „Diese Verbotspolitik schwächt unsere heimische Wirtschaft massiv, vor allem die Tourismus- und Veranstaltungsbranche leiden sehr darunter, von den volkswirtschaftlichen Auswirkungen ganz zu schweigen“, so der Kreisvorsitzende.

Die vier Stellvertreter Lederers äußerten ebenfalls Unverständnis über das Vorgehen der Bayerischen Staatsregierung, aber auch des Landratsamts. „Die Schließung von Schulen und Kindergärten im Berchtesgadener Land war ein Fehler, der viele Familien noch stärker belastet hat“, so Hannah Lotze aus Ainring. „Zudem ist bayernweit bislang kein einheitliches Konzept für den digitalen oder geteilten Unterricht vorhanden.“

Alexander Wimmer aus Bischofswiesen hält die pauschale Schließung der Gastronomie für nicht zielführend. Das Infektionsgeschehen ist zu einem großen Anteil auf private Treffen zurückzuführen. Die Gastronomie sei hingegen laut Daten des Robert-Koch-Instituts nur minimal für die hohen Zahlen verantwortlich, auch aufgrund der streng umgesetzten Maßnahmen. „Wirtshäuser und Bars zu schließen, verschlimmert die Situation sogar. Zusammenkünfte verlagern sich so ins Private, wo es keine Hygienekonzepte gibt – und zwar in allen Altersgruppen“, so Wimmer. Auf diese Weise gerate auch die bayerische Wirtshauskultur in Gefahr.

Generell seien die Maßnahmen zu unspezifisch, so Nathalie Seidl aus Teisendorf. „Ich hätte erwartet, dass man aus dem Geschehen im Frühjahr gelernt hat und nun gezieltere Einschränkungen vornimmt. Dafür hatte man nun schließlich den ganzen Sommer Zeit.“ Stattdessen treffe man derzeit überstürzt Maßnahmen, deren Wirkung zweifelhaft sei. „Es ist vor allem die fehlende Transparenz und Begründung der Maßnahmen, die viele Menschen aufbringt und auch mich stört. Die Bayerische Staatsregierung entscheidet teilweise am Bürger vorbei. Dieser Aktionismus schmälert die Akzeptanz in der Bevölkerung und lässt die Frage nach dem Sinn der Maßnahmen offen.”

Matthias Wich aus Bad Reichenhall kritisiert überdies eine fehlende Perspektive. „Welche Maßnahmen wollen wir dann im Dezember ergreifen? Wie soll es dann im Frühjahr weitergehen? Dazu gibt es von den Verantwortlichen noch keine Konzepte. Wir müssen lernen, mit dem Virus im Alltag umzugehen. Das bedeutet, die Gesundheit speziell älterer und gefährdeter Bevölkerungsgruppen bestmöglich zu schützen, ohne dabei Kollateralschäden für die Wirtschaft und unser gesellschaftliches Miteinander zu verursachen.“

Die JU hält es für zwingend notwendig, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Dies sollte jedoch mit durchdachten und geeigneten Maßnahmen erfolgen, ohne zahlreichen Unternehmen und Branchen die Existenzgrundlage zu entziehen. „Die Corona-Pandemie müssen wir alle ernst nehmen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass wir es noch lange nicht überstanden haben,“ so Lederer. In diesem Zusammenhang appelliert er auch an die Bürger, die allgemeinen AHA-Regeln einzuhalten.