24.10.2020

Ein Stich ins Herz

Der stellvertretende Kreisvorsitzende Matthias Wich äußert sich kritisch zu den aktuellen Corona-Regeln im Landkreis

Am Montag gab Landrat Bernhard Kern die Corona-Regeln für das Berchtesgadener Land bekannt. Diese strengen Regeln gelten seit Dienstag 20.Oktober 14:00 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt herrscht nun die Ausgangsbeschränkung, mit tiefgreifenden Einschnitte in das öffentliche, kulturelle und private Leben eines jeden einzelnen. Ich möchte vorwegschicken, dass ich höchsten Respekt vor all denjenigen habe, die in diesen außergewöhnlichen Zeiten Maßnahmen planen und beschließen, sowie Entscheidungen treffen müssen. Maßnahmen und Entscheidungen, die wie selten zuvor Gewerbe und Handel, Gast- und Hotelstätten und das private Leben gleicher Art betreffen, beschränken und bestimmen.

Wie notwendig diese Maßnahmen sind, erkennt man auf den ersten Blick, sieht man sich doch nur den rasant gestiegenen Sieben-Tages-Inzidenzwert für unseren Landkreis an. Dennoch sollte keiner von uns müde werden, die Maßnahmen immer wieder aufs Neue zu hinterfragen und kritisch zu betrachten. Mit dem Lockdown der heimischen Gastronomie und Hotellerie treffen die Maßnahmen unseren Landkreis mitten ins Herz. Wirte und Hotelbetreiber sind es nun, die mit Abstand am härtesten getroffen sind und es bleibt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Mir ganz persönlich stellt sich die Frage sehr, ob diese gegeben ist. Waren es doch die Wirte und Hoteliers, die umfassenden Hygienekonzepte vorlegen mussten und vorgelegt haben. Konzepte die kaum die Gefahr der Ansteckung zuließen, sodass man sich zurecht in Gasthäusern und Hotels sehr sicher hat fühlen können. Wieso werden nun diese am härtesten bestraft?

Wieso beschränkt man den Besuch von Gasthäusern nicht nur auf einen Haushalt pro Tisch? Ob nun ein Hausstand am heimischen Esstisch oder in einem Wirtshaus speist macht meiner Meinung nach wenig Unterschied. Mit dem Maskengebot im öffentlichen Raum wäre auch keine Ansteckung vor der Gaststätte möglich. Hierüber sollte meiner Meinung nach schnellst möglich eine offene, transparente Diskussion stattfinden. Wieso müssen Hotels Ihre Gäste entlassen und schließen? Überall dort, wo Abstand gehalten wird, Masken getragen werden und die Möglichkeit der Händedesinfektion gegeben ist, scheint mir die Gefahr einer Ansteckung doch sehr gering zu sein. Wieso also werden all diese Einrichtungen nun geschlossen? Vertraut man der AHA-Regel nicht mehr? Eine Antwort hierauf wäre sicher nicht nur für mich interessant. In einem Kino, das Menschen mit Abstand und Maske betreten, mit Abstand und Maske einen Film anschauen und im Anschluss dieses wieder verlassen scheint mir, die Ansteckungsgefahr ebenfalls sehr gering. Ist es vielleicht die fehlende Möglichkeit der Belüftung in diesem Räumen? Eine gewisse Transparenz der Entscheidungsfindung für all die Maßnahmen, die unser Leben bestimmen und viele Unternehmen an den Rand der Existenz rücken wäre wünschenswert. Auch spreche ich hier noch nicht von einer Bankrotterklärung für das Abstands- und Maskengebot, habe jedoch gewisses Verständnis für Leute, die es unter diesen Umständen und mit den bestimmten Maßnahmen tun.

Abschließend möchte ich an den gesunden Menschenverstand eines jeden Einzelnen appellieren. Nutzen Sie diesen in Ihrem täglichen Leben, halten Sie Abstand wo es geht und halten Sie sich an das Maskengebot in der Hoffnung, dass nach zwei Wochen wieder eine gewisse Normalität in diesen unnormalen Zeiten herrscht. Gleichwohl ist dieser Menschenverstand jedoch auch beim Treffen und beim Beschluss der Maßnahmen zu verwenden. Uns allen wünsche ich, dass dieser Stich ins Herz unserer geliebten Heimat bald nachlässt und keinen unüberwindbaren Schaden hinterlässt. Bleiben Sie gesund!


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