26.07.2019

Von Ibiza-Affäre bis zur Pidinger Friedhofstoilette

SZ-Redakteur Johann Osel bei der JU Berchtesgadener Land zu Gast

Die JU Berchtesgadener Land konnte jüngst Johann Osel, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung (SZ), als Gast begrüßen. Er konnte einen interessanten Einblick in die Arbeit bei einer großen überregionalen Zeitung bieten.

Der aus Freilassing stammende Osel arbeitet in der Bayern-Redaktion und schreibt über unterschiedliche politische Themen, für die er zur Recherche in ganz Bayern unterwegs ist. Die JU Mitglieder interessierten sich für den organisatorischen Aufbau der SZ-Redaktion und für die Ibiza-Affäre, an deren Enthüllung die SZ maßgeblich beteiligt war. Die politische Redaktion gliedert sich in Innen- und Außenpolitik, dabei arbeiten die meisten Redakteure am Hauptsitz in München, zahlreiche auch in Berlin. Außerdem sind deutschland- und weltweit Korrespondenten verteilt, etwa in den USA, in Peking, Moskau oder Kapstadt. Über die Landespolitik berichten zwei Parlamentskorrespondenten in München und mehrere Redakteure im Bayernteil. Das Investigativ-Ressort bestehe nur aus wenigen Mitarbeitern, bilde aber für die jeweiligen Projekte Teams mit weiteren Kollegen. Im Vorfeld der Ibiza-Enthüllungen seien lediglich einzelne Personen eingeweiht gewesen. Die betroffenen FPÖ-Politiker Strache und Gudenus wurden 48 Stunden vor der Aufdeckung mit einem Fragenkatalog konfrontiert, um ihnen den journalistischen Standards entsprechend eine Möglichkeit zu geben, Stellung zu beziehen.

Die Mitglieder der JU fragten auch nach der inhaltlichen Wichtigkeit des Berchtesgadener Lands für die SZ. Osel antwortete, dass für die Bayern-Reporter ganz Bayern potentiell wichtig sei, was auch die „Randlandkreise“ wie das Berchtesgadener Land mit einschließe. Die Oberbayern-Reporter berichteten z. B. über Kuriositäten wie den Streit um die Pidinger Friedhofstoilette in einer Kolumne, oder über die Situation der Flüchtlinge in Freilassing. Eine ganzheitliche regionale Berichterstattung ist für die SZ allerdings fast nicht möglich, da sie ganz Bayern in der Berichterstattung wiederspiegeln soll. Alles wirklich Wichtige und Ereignisse von überregionaler Relevanz fänden sich aber in der Zeitung.

Momentan hat die SZ eine Print-Auflage von etwa 350.000. Die gedruckte Auflage sinke jedoch, was digitale Abos sowie den Onlineauftritt immer wichtiger werden lässt, fünf Millionen Besucher zählt die Seite pro Woche. Die Online-Redaktion der SZ ist fast rund um die Uhr besetzt, was ein Zeichen für die veränderten Anforderungen und Erwartungen an klassische Medien im digitalen Zeitalter sei. Als Dank für seine ausführlichen Antworten auf die zahlreichen Fragen überreichte der JU-Kreisvorsitzende Maximilian Lederer zum Abschluss ein Präsent an Johann Osel.



Johann Osel (Bildmitte weißes Hemd) erklärte den JU-Mitgliedern im Biergartengespräch die Arbeit der Redaktion der Süddeutschen Zeitung.